
Rückkehr nach Jahrzehnten: Ehemalige US-Soldaten besuchen Garlstedt
Früher war in der Kaserne in Garlstedt eine US-Panzerdivision untergebracht. Einige US-Veteranen kehrten nun zurück, um Erinnerungen an ihr Zuhause auf Zeit aufzufrischen.

Es ist eine Art Heimkehr gewesen für rund 40 Veteranen und andere Angehörige der US-Armee. Schon bei der Einfahrt in die Lucius D. Clay Kaserne bei Garlstedt mit dem Bus zücken sie die Kameras, die Stimmung ist ausgelassen. Bis 1992 war die heutige Logistikschule der Bundeswehr Standort der amerikanischen Armee. Und damit ihr Zuhause auf Zeit, wie für viele Tausend US-Soldaten nach dem Zweiten Weltkrieg. In dieser Woche sind sie für einen Besuch zurückgekehrt.

Einige haben sich erst auf dieser Reise kennengelernt, berichtet Paul Dulchinos – selbst von 1987 bis 1991 Leutnant hier, jetzt der Organisator der Reise. Was sie gemeinsam haben, ist ihre Zeit in ihrer Einheit, der Second Armored Division Forward – eine Panzerdivision. Spitzname: Hell On Wheels, Hölle auf Rädern. In den USA fanden bereits Treffen statt, jetzt besuchen sie das erste Mal ihre alte Kaserne in Deutschland.
Wilde Partys und harte Übungen
Bremen und Bremerhaven waren nach dem Zweiten Weltkrieg, im Gegensatz zum Rest Nord- und Nordwestdeutschlands, nicht von den Briten besetzt, sondern von den Amerikanern. Die sicherten sich damit einen See-Zugang für ihre in Süddeutschland stationierten Truppen.
Die Veteranen stellen fest: Viel hat sich nicht verändert. Die Bäume sind gewachsen, so meist die erste Feststellung. Früher habe man das gesamte überblicken können, erinnert sich Paul Dulchinos. Die Gebäude stehen noch an ihrem alten Platz, auch wenn sie nicht mehr wie früher genutzt werden. Amerikanische Kasernen sind anders aufgebaut als deutsche, bieten mehr Infrastruktur für das Leben neben dem Militär. Der alte Burger King oder die Kirche aus der US-Zeit zum Beispiel: Sie gibt es nur noch als Erinnerungen der Veteranen. Wie wilde Partys und harte Übungen.
Erinnerungen an eine „große Mission“
Für Paul Dulchinos war die Station in Garlstedt eine ganz besondere: „Wir hatten eine echt große Mission hier. Deutschland war immer noch geteilt. Jedes Mal, wenn es einen Alarm gab, wussten wir nicht: Ist das nun echt oder eine Übung.“
Eugene Turpin war im Januar 1979 einer der ersten US-Soldaten in Garlstedt. Sein Start in Garlstedt: denkwürdig. „Man hat mir gesagt, dass es hier nicht viel schneit. Dazu seien wir zu nah am Meer. Als wir ankamen, lagen hier aber fast zwei Meter Neuschnee. Wir konnten uns kaum über das Gelände bewegen, so tief war es.“ Somit lautete eine seiner ersten Missionen auch: Freiräumen der Straßen – in der Kaserne und in den umliegenden Ortschaften.
Später habe man den Schnee aufgeschichtet und sei aus dem zweiten Stock eines Kasernengebäudes hineingesprungen – ein großer Spaß. Es sind Erinnerungen wie diese, die bei diesem Ausflug geteilt werden.
Familiäre Bande besteht zum Teil bis heute
Noch heute sind die Verbindungen in die Region stark. Mehrere Jahre waren die Soldaten in der Regel in Garlstedt stationiert, haben zum Teil in den umliegenden Gemeinden gelebt, Familien mitgebracht – ihre Kinder sind hier geboren. Eugene Turpin hat während seiner Stationierung seine Ehefrau, eine gebürtige Bremerin, in der Diskothek Starship in Osterholz-Scharmbeck kennengelernt. „Ein netter Club, den viele Soldaten damals besucht haben“, erzählt er. „Wir haben etwa ein Jahr gedatet, ehe wir geheiratet haben.“
45 Jahre ist das her. Heute lebt der 78-Jährige mit seiner Frau in Tennessee. Dort wie hier ist die aktuelle politische Situation und die Lage unter Präsident Donald Trump Thema. Die Meinungen über ihn gehen auseinander. Douglas Bell, Ende der 1980er Jahre Militärpolizist in Garlstedt, wirbt für Vertrauen. „Es sind schlechte Journalisten, die am lautesten sind und die alle hören. Aber Präsident Trump hat viel Gutes erreicht in der kurzen Zeit. Ich denke nicht, dass die Bedenken über die Führung der USA begründet sind.“
Veteranen setzen auf Zusammenhalt
Es sei wichtig, dass man eine starke Allianz bilde, insbesondere, wenn man Richtung Ukraine blicke. Eine Meinung, die unter den Veteranen viele teilen, sowohl Gegner als auch Befürworter Trumps. Eugene Turpin, der sich eigenen Worten nach im Zweifel lieber auf deutsche als auf amerikanische Medien verlässt, erinnert sich an die gute Zusammenarbeit, die die Soldaten hier mit anderen Armeen erlebt haben. Und glaubt ebenfalls, dass Themen höher gekocht werden, als sie sind: „Ich hoffe, wir können die gute Partnerschaft der Nato-Staaten fortsetzen. Wir brauchen alle ein starkes Militär, dann können wir uns gegenseitig unterstützen. Es gibt eine Menge mehr Drama in den Nachrichten als in der Realität.“
Von Drama sind die Veteranen in dieser Woche weit entfernt. Das Denkmal für ihre Einheit auf dem Kasernen-Gelände, die Küche, die Unterkünfte. Alles nehmen sie genau unter die Lupe, tauschen Geschichten aus und lachen viel.
Es fühlt sich sehr gut an, wieder hier zu sein. Ich bin froh, dass die Bundeswehr die Kaserne für uns geöffnet hat, denn wir haben viele gemeinsame Erinnerungen.
Douglas Bell