
Die Blaue Karawane zieht seit 40 Jahren durchs Land
Jubiläumsfest auf dem Marktplatz | Bürgermeister Bovenschulte lobt Initiative
17.08.2025
Vor 40 Jahren begann die Reise und sie dauert bis heute an: Die „Blaue Karawane“ konnte heute (17. August 2025) auf dem Marktplatz ihr Jubiläum feiern. Bürgermeister Andreas Bovenschulte zeigte sich beeindruckt von der Strecke, die die Karawane seit 1985 zurückgelegt hat.
Bürgermeister Andreas Bovenschulte anlässlich der Feier: „Manchmal braucht es Mut, um aufzubrechen. Mut, um alte Wege zu verlassen und neue Ideen in die Welt zu tragen. Sie hatten diesen Mut und er wurde belohnt. Die Blaue Karawane hat die Psychiatriereform nicht nur begleitet – sie hat sie gelebt und sichtbar gemacht.“
Die Geschichte der „Blauen Karawane beginnt mit der Bremer Psychiatriereform der 1980er Jahre. Sie war getragen von dem Willen, psychisch erkrankte Menschen von Rand in die Mitte der Gesellschaft zu holen. Die logische Konsequenz: Die Schließung der geschlossenen Einrichtung „Kloster Blankenburg“ und stattdessen Schaffung eines leistungsfähigen Systems ambulanter Hilfen. Dies hatte es so in der Bundesrepublik bisher nicht gegeben. Daher beschlossen Patientinnen und Patienten, Betreuende sowie Ärztinnen und Ärzte der ehemaligen Anstalt Kloster Blankenburg 1984, mit einem Umzug durch ganz Deutschland für die Psychiatriereform zu werben. Mit gemeinsamer Musik, Straßentheater und Malerei lösten sie die Grenzen zwischen Betreuenden und Betreuten auf. Aus dieser „Karawane“ heraus entstanden 1985 in Bremen unter anderem das Blaumeier Atelier und die „Blaue Karawane“. Legendär ist auch die neuerliche Karawane 1984 mit einem zwölf Meter langen blauen Kamel. Es steht bis heute bundesweit für den Gedanken der Inklusion.
Doch damit nicht genug. Bis heute setzt die „Blaue Karawane“ immer wieder Zeichen, so Bovenschulte: „Das zeigt ein beeindruckendes Beispiel: das größte inklusive Wohnprojekt Deutschlands, mit dem sie erneut gezeigt hat, wie aus Visionen Wirklichkeit wird. Das Blau-Haus in der Überseestadt. Es ist ein Leuchtturm-Projekt der Integration und Inklusion. Es war mir eine Freude, bei der Einweihung 2022 dabei sein zu können.“
Die Psychiatriereform und damit auch die „Blaue Karawane“ sind nicht nur für sich bemerkenswert, so der Bürgermeister. Sie stünden sinnbildlich und vorbildlich auch für andere aktuelle Bedrohungen und Entwicklungen: „Sie stehen für eine Idee, die uns alle angeht: die Idee der Inklusion, des Miteinanders. Die Überzeugung, dass nur eine bunte Gesellschaft auch eine funktionierende Gesellschaft ist. Wenn Menschen sich nicht anerkannt fühlen, wenn es keinen Raum für Teilhabe gibt, wenn Gemeinschaft fehlt – dann entstehen Unzufriedenheit, Frust und Unsicherheit. Dann wird unsere Gesellschaft anfällig für Populismus, für Ausgrenzung, für einfache Antworten auf komplexe Fragen.“ Daher sei es so dringend erforderlich, Brücken zu bauen und allen Menschen gleichermaßen einzubinden: „Wenn es gelingt, Menschen, die sich ausgeschlossen fühlen, wieder hereinzuholen. Wenn wir Räume schaffen, in denen sich alle mit ihren Fähigkeiten einbringen können – dann bauen wir an einer Gesellschaft, die stark ist, weil sie alle mitnimmt.“